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Antminer im Hobbyraum: Rechnet sich privates Bitcoin-Mining überhaupt noch?

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Der Traum vom eigenen Bitcoin-Mining hält sich hartnäckig. Die Vorstellung, im eigenen Keller oder Hobbyraum mit einem modernen Antminer aktiv am Bitcoin-Netzwerk teilzunehmen und dabei vielleicht sogar noch Gewinn zu erzielen, übt auf viele Krypto-Enthusiasten eine große Faszination aus. Doch gerade mit den neuesten ASIC-Minern stellt sich die Frage drängender denn je, ob privates Mining heute noch mehr ist als ein kostspieliges Experiment.

Aktuelle Geräte wie der Antminer S19 XP oder der noch leistungsstärkere S21 stehen sinnbildlich für den technologischen Fortschritt im Mining. Ihre Effizienz ist beeindruckend, ihr Energiehunger jedoch ebenso. Rund 3.000 Watt Dauerleistung sind bei den gängigen Top-Modellen keine Seltenheit, bei professionellen Varianten mit Flüssigkühlung liegt der Verbrauch sogar deutlich höher. In einem Privathaushalt bedeutet das Stromkosten, die sich bei Schweizer oder deutschen Tarifen schnell auf mehrere Tausend Franken oder Euro pro Jahr summieren. Dem gegenüber steht eine Bitcoin-Ausbeute, die stark vom aktuellen Schwierigkeitsgrad und vom Kurs abhängt – zwei Faktoren, die sich dem Einfluss des Hobby-Miners vollständig entziehen.

Hinzu kommen ganz praktische Probleme, die in Werbeversprechen oft untergehen. Ein Antminer ist laut, sehr laut. Mit Geräuschpegeln von bis zu 75 Dezibel verwandelt er jeden Hobbyraum in eine Dauerbaustelle für die Ohren. Gleichzeitig produziert das Gerät enorme Abwärme, die kleine Räume rasch aufheizt. Ohne durchdachte Lüftung, bauliche Anpassungen oder zumindest ein abgelegenes Nebenzimmer wird der Betrieb schnell zur Belastungsprobe für Nerven und Wohnqualität.

Auch rechtlich und infrastrukturell bewegt sich privates Mining nicht immer im unproblematischen Bereich. Vermieter reagieren häufig skeptisch auf Dauerlasten dieser Größenordnung, und lokale Netzbetreiber sehen es ebenfalls nicht gern, wenn plötzlich rund um die Uhr mehrere Kilowatt zusätzlich aus einem Haus gezogen werden. Spätestens hier wird klar, dass Bitcoin-Mining längst nicht mehr nur eine Frage von Technik und Enthusiasmus ist, sondern auch von Rahmenbedingungen.

Trotz all dieser Hürden gibt es Konstellationen, in denen ein Antminer im privaten Umfeld Sinn ergeben kann. Wer über sehr günstigen oder selbst erzeugten Strom verfügt, etwa durch eine Solaranlage mit regelmäßigem Überschuss, kann die Stromkosten deutlich drücken. In kühlen Regionen lässt sich die Abwärme zudem sinnvoll nutzen, etwa als Zusatzheizung in den Wintermonaten. Vor allem aber spielt der persönliche Antrieb eine Rolle: Wer Mining als technisches Hobby begreift, als Lernprojekt und nicht als reine Geldanlage, wird anders rechnen und andere Erwartungen haben.

Unterm Strich bleibt jedoch eine ernüchternde Erkenntnis. Für die meisten Privatpersonen ist der neueste Antminer im Hobbyraum wirtschaftlich kaum sinnvoll. Die Amortisationszeit ist lang, oft zu lang, und hängt von Faktoren ab, die niemand zuverlässig prognostizieren kann. Als Investition taugt privates Mining heute nur noch in Ausnahmefällen. Als Spielwiese für Technikbegeisterte hingegen, die Lärm, Hitze und Stromrechnung bewusst in Kauf nehmen, kann es durchaus seinen Reiz haben – als modernes Heizgerät mit der kleinen, spekulativen Hoffnung auf ein paar zusätzliche Satoshis.

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