de

Bitpanda hat in Österreich 60% Marktanteil – vor Binance und Kraken

source-logo  trendingtopics.at 15 S
image

So sehen Platzhirsche aus: Der in Wien gegründete und mittlerweile mit der Gruppe in der Schweiz angesiedelte Krypto-Händler Bitpanda hat im Heimatmarkt Österreich besonders hohe Marktanteile, die weit über 50 Prozent liegen. Das geht aus einer Studie des Unternehmensberaters EY hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Diese Studie basiert auf 1.532 Befragten (18–65 Jahre) in Österreich.

Generell zeigt die Befragung der Österreicher:innen: Sie investieren weiter sehr konservativ. 64,3 Prozent setzen auf das Sparbuch, 44,5 Prozent auf Versicherungsprodukte, 35 Prozent auf Aktien und Anleihen. Kryptowährungen landen mit 17,1 Prozent deutlich dahinter – haben sich aber als stabile Nische etabliert.

68,9 Prozent betrachten Kryptowährungen als unsicher

Der Gender-Gap fällt massiv aus: 24,5 Prozent der Männer investieren in Crypto, aber nur 9,6 Prozent der Frauen. Die Risikobereitschaft bleibt gering: 34,3 Prozent meiden risikoreiche Anlagen komplett, nur 4,9 Prozent investieren bei hohem Risiko größere Beträge. Martin Hanzl, Partner bei EY Law, erklärt: „Wir sehen eine stark sicherheitsorientierte Bevölkerung, die sich weiterhin an klassische Anlageformen hält. Gleichzeitig schafft ein neuer europäischer Rechtsrahmen – die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) – erstmals verlässliche und einheitliche Spielregeln für Krypto-Assets.“

Trotz der Zurückhaltung zeigt sich bei jenen, die bereits investiert haben, ein klares Muster: Bitcoin dominiert mit 81,4 Prozent, Ethereum folgt mit 51 Prozent. Altcoins (29,5 %), Meme-Coins (25,7 %), Stablecoins (11,7 %) und E-Money-Token (1,5 %) spielen eine untergeordnete Rolle. Die Unsicherheit bleibt hoch: 68,9 Prozent betrachten Kryptowährungen als unsicher, nur 18,8 Prozent als sicher. Das Wissen variiert stark – Bitcoin kennen fast alle, Ethereum nur die Hälfte, Begriffe wie DeFi oder E-Money-Token werden oft falsch eingeordnet. Lukas Amstler, Partner und Consultant für Financial Services bei EY Österreich, betont: „Das Sicherheitsgefühl bleibt ein zentraler Treiber für Akzeptanz und Nutzung. Fehlendes Hintergrundwissen hemmt jedoch weiterhin die Nutzungsintensität.“

Bitpanda dominiert den Heimatmarkt

Bei den Plattformen führt Bitpanda mit 59,6 Prozent deutlich vor Binance (21 %) und Kraken (11 %). Die Auswahlkriterien sind klar: 85 Prozent legen Wert auf Benutzerfreundlichkeit, 82,8 Prozent auf niedrige Gebühren. Regulierung gewinnt massiv an Bedeutung – 80,9 Prozent wollen EU-regulierte Plattformen, 69,3 Prozent nur in Österreich zugelassene Anbieter, über die Hälfte bevorzugt sogar österreichischen Hauptsitz. Automatische Steuerabfuhr und steuerliches Reporting bewerten jeweils 68 Prozent als wichtig.

Weites vertreten in der Umfrage sind andere Player wie Bybit, 21bitcoin, Bitget, OKX oder KuCoin. Was nicht abgefragt wurde, sind breitere Investing-Apps wie etwa Trade Republic, Scalable Capital oder Revolut, wi User ebenfalls in Krypto-Assets investieren können:

Interessant: 72,7 Prozent vergleichen Plattformen nicht regelmäßig, viele bleiben bei Empfehlungen aus dem Freundeskreis. Beim Handelsverhalten zeigt sich: 35,3 Prozent traden mindestens monatlich, 26,3 Prozent unregelmäßig bei Marktereignissen, 23,8 Prozent haben nur einmal investiert. Bemerkenswert: 33,2 Prozent haben Crypto bereits als Zahlungsmittel genutzt – vor allem für In-App-Käufe im Gaming oder Online-Abos.

Steuern, Sicherheit und die Wissenslücke

Die steuerliche Komplexität überfordert viele. Nur 38,3 Prozent fühlen sich bei Steuerfragen sicher, 28 Prozent stufen ihr Wissen als schlecht ein, 21,8 Prozent wissen gar nicht, wie Krypto-Gewinne zu versteuern sind. Nur 48,2 Prozent haben ihre Einkünfte vollständig versteuert, knapp ein Fünftel nur teilweise. Christian Massoner, Partner und Steuerberater bei EY Österreich, warnt: „Viele Privateinsteigende unterschätzen die steuerliche Komplexität digitaler Vermögenswerte. Die neuen europäischen Regeln werden Transparenz bringen – aber auch die Notwendigkeit, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen.“ Wer nicht proaktiv handle, riskiere steuerliche und rechtliche Konsequenzen.

Bei Nicht-Investierenden dominieren drei Gründe: 51,4 Prozent finden Crypto zu riskant, 33,8 Prozent fehlt das Verständnis, 32,4 Prozent haben schlicht kein Interesse. Weitere Barrieren sind Zeitmangel, Komplexität und der Wunsch, Crypto lieber über die eigene Bank statt über separate Wallets abzuwickeln. Was würde helfen? 26,8 Prozent wünschen sich unabhängige, verständliche Informationen über Risiken. 22,2 Prozent wollen integrierte Plattformen, die Banking, Wertpapiere und Crypto vereinen. Belohnungssysteme oder Premium-Modelle nennen 12,7 Prozent als mögliche Anreize.

Der Ausblick überrascht positiv: Zwei Drittel der aktuellen Crypto-Investierenden planen, ihre Engagements zu erhöhen – vorausgesetzt, die Renditen schlagen klassische Bankkonten. Besonders jüngere Nutzer:innen handeln häufiger, probieren mehr Produkte aus und zeigen sich offen für Services wie Staking oder Derivate. Kryptowährungen haben ihren Platz in Österreich gefunden – noch als Nische, aber mit Wachstumspotenzial. Ob digitale Assets breiter ankommen, hängt von drei Faktoren ab: Vertrauen, Regulierung und verständlicher Information. Die MiCAR-Regulierung könnte hier den entscheidenden Impuls liefern.

trendingtopics.at