Die Bank of Korea (BoK) baut ihre Rolle im Bereich digitaler Währungen deutlich aus. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap vom 29. Juli wurde innerhalb der Abteilung für Finanzabwicklung eine neue Einheit für virtuelle Vermögenswerte geschaffen. Diese "Virtual Asset Division" soll den koreanischen Kryptomarkt überwachen und federführend interne Strategien zur Entwicklung und Regulierung von won-basierten Stablecoins vorantreiben.
Von Forschung zur operativen Entwicklung: Strukturreform bei der Zentralbank
Im Zuge der Neuausrichtung wird das bisherige "Digital Currency Research Lab" in "Digital Currency Lab" umbenannt. Damit will die BoK verdeutlichen, dass es sich nicht länger nur um eine Forschungseinheit handelt, sondern um eine operative Struktur mit politischer Steuerungsfunktion. Zwei Teams der bisherigen Technologieabteilung werden neu organisiert: das "Digital Currency Technology Team" und das "Digital Currency Infrastructure Team". Diese Teams sollen sich mit datenschutzfreundlichen Technologien, Einlagen-Token-Plattformen und Testumgebungen für Stablecoins befassen.
Die strukturellen Veränderungen zeigen klar, dass Südkorea seine regulatorischen und technischen Kapazitäten im Bereich digitaler Währungen ausbaut. Stablecoins und digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) gewinnen international an Bedeutung, und die BoK bereitet sich darauf vor, eine aktive Rolle in dieser Entwicklung zu übernehmen.
"Project Han River": Testläufe stocken trotz politischer Rückenstärkung
Eines der zentralen Vorhaben bleibt "Project Han River", ein umfassendes Testprogramm zur praktischen Erprobung einer digitalen Version des koreanischen Won. Die erste Phase wurde im Juni erfolgreich abgeschlossen. Der zweite Abschnitt wurde jedoch vorläufig gestoppt, da beteiligte Banken die fehlende Langzeitperspektive und den finanziellen Aufwand kritisierten.
Gleichwohl betonte BoK-Gouverneur Lee Chang-yong in einer Pressekonferenz am 10. Juli, dass die Einführung eines won-basierten Stablecoins oder eines digitalen Einlagentokens weiterhin als strategisches Ziel verfolgt werde. Parallel zum regulatorischen Fortschritt in Asien zeigen sich im Markt für Stablecoins deutliche Verschiebungen. Der kombinierte Marktanteil von USDT und USDC liegt laut aktuellen TradingView-Daten nur noch bei 5,96 Prozent. Zum Vergleich: Anfang 2022 lag dieser Wert bei über 18 Prozent. Die Entwicklung deutet auf eine zunehmende Risikobereitschaft von Anlegern hin, die Kapital aus Stablecoins in volatilere Kryptowährungen wie BTC oder ETH umschichten.
Allerdings bleibt die Schwelle von 5 Prozent bislang als Untergrenze intakt, was auf ein nach wie vor bestehendes Polster an Liquidität im Markt hinweist. Der Trend unterstreicht die strategische Bedeutung nationaler Stablecoin-Initiativen wie jener in Südkorea, die digitale Zahlungsinfrastrukturen unabhängiger von US-basierten Stablecoins machen sollen.
Südkorea will regulatorisch und technologisch die Kontrolle über die nächste Währungsgeneration übernehmen
Die Bank of Korea treibt die Weichenstellung für eine tokenisierte Zukunft des Geldes mit Tempo voran. Die organisatorische Aufwertung des Digital Currency Labs und die neue Abteilung für virtuelle Vermögenswerte zeigen: Es geht nicht mehr nur um Forschung, sondern um konkrete Vorbereitung auf eine neue Phase staatlich regulierter digitaler Währungen. Der globale Wettlauf um Souveränität im digitalen Zahlungsverkehr hat längst begonnen.