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Offener Streit: Ripple-CEO Brad Garlinghouse kritisiert US-Senatorin Lummis

source-logo  coin-update.de 21 Mai 2025 02:28, UTC

Ein geplatzter Gesprächstermin zwischen Ripple-Chef Brad Garlinghouse und der US-Senatorin Cynthia Lummis hat am 19. Mai 2025 zu einem öffentlichen Streit geführt. Die Auseinandersetzung offenbart einen tiefen Riss in der US-Kryptopolitik – zwischen Bitcoin-Maximalismus und einem multichain-orientierten Ansatz.

Hintergrund: Geplatztes Treffen in Washington

Garlinghouse war bereits nach Washington gereist, um für das neue Gesetzespaket GENIUS Act zu werben, das eine klare Regulierung von Stablecoins sowie eine Reform der US-Kryptomärkte zum Ziel hat. Doch ein fest eingeplantes Treffen mit Senatorin Cynthia Lummis (Republikanerin, Wyoming) wurde kurzfristig abgesagt – ohne Aussicht auf einen neuen Termin.

Die Senatorin ist Vorsitzende des neuen Senatsunterausschusses für digitale Vermögenswerte und eine einflussreiche Stimme in der Debatte um die Zukunft von Kryptowährungen in den USA. Dass ausgerechnet sie das Treffen mit dem CEO von Ripple, einem der führenden Krypto-Unternehmen, absagt, sorgte für Aufsehen – vor allem, weil Garlinghouse den Vorfall öffentlich machte.

Auf der Plattform X (ehemals Twitter) schrieb Garlinghouse:

„Ich bin auf dem Weg nach DC, um für sinnvolle, krypto-freundliche Gesetzgebung zu werben … Doch @SenLummis hat unser Treffen abgesagt – und will es auch nicht nachholen.“

Er ging sogar noch weiter und forderte die Senatorin offen heraus:

„Ich lade Sie ein, mit mir jederzeit in einem X Space oder live auf der Bühne bei einer Konferenz zu diskutieren – über die Frage, wie die USA zur Krypto-Hauptstadt der Welt werden können, wie es das Ziel der Trump-Administration ist.“

Garlinghouse betonte, er werde weiterhin alles dafür tun, um dieses Ziel zu unterstützen. Die Wortwahl war klar: Er stellte sich als progressiven Akteur dar, der an praktischen Lösungen arbeitet – und warf Lummis indirekt vor, parteipolitisch zu blockieren.

Lummis schweigt – Gesetzesprozess läuft weiter

Von der Senatorin selbst kam bislang keine direkte Antwort. Ihr Büro ließ jedoch verlauten, dass sie sich in dieser Woche auf die Senatsdebatte zum Stablecoin-Gesetz konzentriere. Der Gesetzentwurf wurde am Dienstag mit 65 zu 32 Stimmen in einer Verfahrensabstimmung angenommen – ein erster Schritt, dem nun eine lange Phase mit Änderungsanträgen folgt.

Senatorin Lummis, die in der Vergangenheit für ihren Einsatz zugunsten von Bitcoin gefeiert wurde, hatte im Januar den Vorsitz des neuen Unterausschusses übernommen. Damals erklärte sie: „Digitale Vermögenswerte sind die Zukunft.“ Gleichzeitig forderte sie eine „Strategische Bitcoin-Reserve“ auf nationaler Ebene – ein umstrittenes Konzept, das Bitcoin eine Sonderrolle im US-Finanzsystem zuschreibt.

Der öffentliche Schlagabtausch zwischen Garlinghouse und Lummis steht stellvertretend für einen tieferen ideologischen Konflikt innerhalb der Krypto-Community:

  • Garlinghouse und Ripple stehen für eine multichain-freundliche Politik, bei der verschiedene Kryptowährungen – darunter XRP, Ethereum oder Stablecoins – als gleichberechtigt betrachtet werden.
  • Lummis hingegen gilt als Vertreterin des Bitcoin-Maximalismus: Für sie ist Bitcoin die einzige legitime Kryptowährung, während andere Projekte kritisch oder sogar als gefährlich eingestuft werden.

Krypto-Community reagiert gespalten

Die Reaktionen auf den Konflikt ließen nicht lange auf sich warten – und sie fielen deutlich aus:

Bitcoin-Anhänger lobten Lummis für die Absage. Troy Cross vom Bitcoin Policy Institute schrieb:

„Gerade als man dachte, Senatorin Lummis könnte nicht noch bitcoiner-freundlicher sein – schützt sie uns vor Betrügern.“

Pierre Rochard von Riot Platforms legte nach und warf Garlinghouse vor, er habe durch seine Unterstützung von CBDCs (staatlich regulierten digitalen Währungen) seine Glaubwürdigkeit verloren. XRP-Befürworter hingegen schlugen zurück. Die bekannte Krypto-Influencerin Crypto Eri warnte:

„Die Bitcoin-Maximalisten-Strategie von Lummis schadet dem gesamten Ökosystem.“

Ein Streit mit Signalwirkung

Der Vorfall zeigt, wie emotional und politisch aufgeladen die Krypto-Debatte in den USA geworden ist. Es geht nicht mehr nur um Technologie oder Geld – es geht um Weltbilder:

  • Soll der Staat eine Kryptowährung (Bitcoin) bevorzugen?
  • Oder braucht es ein offenes, innovationsfreundliches Modell mit vielen Optionen?

Gerade im Wahljahr 2025 ist diese Frage brisant. Die Republikaner setzen laut Garlinghouse auf eine „pro-krypto“-Strategie, mit dem Ziel, die USA zur führenden Kryptonation zu machen. Doch was „pro-krypto“ konkret bedeutet, ist offenbar noch umstritten. Was wie ein abgesagtes Meeting begann, ist inzwischen ein öffentlich ausgetragener Machtkampf um die Zukunft der US-Kryptopolitik. Brad Garlinghouse will Reformen für alle digitalen Assets – Cynthia Lummis kämpft fast ausschließlich für Bitcoin.

Die Fronten sind verhärtet. Doch gerade deshalb ist der Streit wichtig. Denn er zeigt, wie groß der Einfluss der Kryptobranche inzwischen ist – und wie entscheidend klare politische Linien sein werden.

coin-update.de