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Ethereum unter Beschuss? Bitcoin-Maximalist warnt vor „Wall-Street-51%-Attacke“

source-logo  coin-update.de 25 Juli 2025 02:14, UTC

Ein spekulativer Thread von Bitcoin Magazine-CEO David Bailey hat am 23. Juli eine hitzige Debatte zwischen Verfechtern von Bitcoin und Ethereum entfacht. Der Kern der Kontroverse: Ist Ethereums Proof-of-Stake-Sicherheitsmodell durch Kapitalmarktmanöver angreifbar?

Baileys Theorie greift ein aktuelles Phänomen auf: Immer mehr börsennotierte Unternehmen halten Ether (ETH) in ihren Unternehmensreserven – und staken diese aktiv im Netzwerk. Genau darin sieht er ein potenzielles Einfallstor für externe Kontrolle über die Ethereum-Blockchain.

These: Kapitalmarktzugriff statt On-Chain-Kauf

Laut Bailey könnten institutionelle Akteure mit Zugriff auf Aktienmärkte eine 51%-Attacke auf Ethereum durchführen, ohne selbst ETH kaufen zu müssen. Der Gedanke:

„Wenn genug ETH-Validatoren im Besitz von börsennotierten Ethereum-Treasury-Unternehmen sind (~20 % der Gesamtmenge), könnten Angreifer die Aktienmehrheit dieser Unternehmen übernehmen – und somit Kontrolle über deren Validatoren erhalten.“

Bailey behauptet weiter, man könne das Netzwerk reorganisieren, Nutzer slashen, Assets beschädigen oder Layer-2-Projekte sabotieren – ohne formale Verstöße gegen das Wertpapierrecht, da ETH selbst kein registriertes Wertpapier sei. Seine Schlussfolgerung:

„Wertpapierrecht wird zum Konsensmechanismus von Ethereum.“

Gegenwind aus der Ethereum-Community

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Kritiker stellten sowohl die technischen Grundlagen als auch die praktische Umsetzbarkeit des Szenarios in Frage. Der Ethereum-Nutzer nicholasb.eth betonte:

„Ethereum hat keine On-Chain-Governance, wie viele andere PoS-Chains. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Validator-Kontrolle und Governance-Entscheidungen.“

Auch Tigran Gambaryan, ehemaliger Bundesagent, widersprach:

„Selbst mit großer Validator-Kontrolle geht es nur um Blockproduktion und MEV – nicht um Governance.“

Andere Kommentatoren wie Birdnals bezeichneten Baileys Idee als realitätsfremd:

  • Es wären mehrere gleichzeitige feindliche Übernahmen börsennotierter Firmen nötig
  • Die Beteiligung „Hunderter Angestellter, Vorstände und Agenten“ müsste koordiniert und geheim ablaufen
  • Dies könnte Strafverfolgung wegen Marktmanipulation, Insiderhandel, Kartellbildung oder RICO-Verstößen nach sich ziehen

Bailey blieb bei seiner Position und verwies auf die Möglichkeiten der Wall Street:

„Feindliche Übernahmen sind ein eigenes Universum innerhalb der Kapitalmärkte.“

Reale Gefahr oder hypothetisches Gedankenspiel?

Die Debatte wirft erneut die Frage auf, wie resilient Ethereum gegenüber externen Machtstrukturen ist – besonders in einem Umfeld, in dem immer mehr institutionelles Kapital in Krypto fließt.

Während Baileys Szenario technisch unzutreffend und juristisch fragwürdig scheint, zeigt es dennoch, wie sensibel das Ethereum-Ökosystem gegenüber Konzentrationstendenzen wahrgenommen wird – besonders wenn Kapitalbeteiligung mit Protokollsicherheit verwechselt wird.

Tatsächlich bleibt Governance in Ethereum größtenteils off-chain, sozial organisiert und von technischer Debatte geprägt. Eine zentrale Übernahme via Aktienmarkt würde an diesen Mechanismen vermutlich scheitern – vorerst.

coin-update.de