Abu Dhabi und Dubai wollen die erste vollständige „Machine Economy Free Zone“ (MEFZ) einrichten – dabei hilft ihnen die deutsche Blockchain-Plattform peaq. Die anvisierte „Machine DeFi“ soll dazu beitragen, eine der größten Chancen der Menschheit zu erschließen – und eine schreckliche Dystopie aufzuhalten.
Mit einer Sonderwirtschaftszone für eine Maschinen-Wirtschaft wollen Abu Dhabi und Dubai ausloten, wie eine zunehmend automatisierte Wertschöpfung in einer Welt von KI und Robotern funktionieren kann.
Die Initiative ist vielleicht der erste große Durchbruch – oder der Versuch, einen solchen zu erzwingen – des „DePIN“-Sektors. DePIN bedeutet „Decentralized Physical Infrastructure“ und bezeichnet einen Bereich des Kryptomarktes, in dem über Blockchains und Token physische Geräte – vor allem Computer, aber auch Energieerzeuger, Sensoren oder Netzwerkverbindungen – miteinander verbunden werden.
Die MEFZ soll nun
- ein regulatorisches Rahmenwerk schaffen, welches die Tokenisierung autonomer Roboter und Maschinen ermöglicht,
- eine Sandbox bilden, in der Gründer neue maschinenbasierte Geschäftsmodelle testen und hochfahren können,
- experimentierfreudige institutionelle Investoren der Golfregion einladen, in die Token zu investieren, und
- einen regionalen Hub gründen, der das globale DePIN-Ökosystem vorantreibt.
Eines der ersten Projekte wird der Aufbau eines „Machine Tokenization Frameworks“ sein – also eines Rahmens, innerhalb dem Maschinen tokenisiert werden, sodass Individuen gemeinsam teure Roboter besitzen können. Das ist ein Schlüsselelement der Vision von „Machine DeFi“.
Die MEFZ wird auch das weltweit erste Projekt zur „Universal Basic Ownership“ starten: Profite, die durch Maschinen generiert werden, sollen an jene Individuen verteilt werden, die von Automatisierung betroffen sind. Man könnte spekulieren, dass Menschen, denen Maschinen ihren Job abnehmen, mit Token entschädigt werden, die ihnen Anrechte an den Profiten der Maschinen geben.
Laut Till Wendler, dem Co-Gründer von peaq, entfalte sich die Machine Economy damit vor unseren Augen. „peaq hilft, diese Transformation für jeden zugänglich zu machen. Und die Emirate – eine der innovativsten Nationen der Welt – sind der perfekte Ort, um diese Vision zu pilotieren.“
GmbH mit Blockchain
Wer jetzt ruft, dass Deutschland als Standort mal wieder abgehängt wird und die fortschrittlichen Golfstaaten uns so weit voraus sind, sollte kurz innehalten. Den peaq ist eine deutsche GmbH mit Sitz in Berlin.
peaq ist sogar Teil des Industrie 4.0-Netzwerkes, einer Plattform, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt wurde und an der zentrale deutsche Wirtschaftsverbände wie Bitkom, VDMA und ZVEI mitarbeiten. Im Prinzip handelt es sich also um eine deutsch-arabische Kooperation unter dem Schirm der Bundesregierung.
Technisch ist peaq eine Layer-1-Blockchain, die mit Ethereum EVM kompatibel ist, aber dank paralleler Blockproduktion und anderen Änderungen angeblich bis zu 10.000 Transaktionen je Sekunde skaliert. Dabei verwendet peaq einen dualen Konsens-Mechanismus mit Delegated Proof of Stake (DPoS) und Nominated Proof of Stake (NPoS).
Mit der Blockchain verbunden sind bereits mehr als sechs Millionen Geräte im Wert von mehr als drei Milliarden Dollar; mehr als 50 DePIN-Projekte aus 22 Branchen arbeiten bereits mit peaq, einer Blockchain, die mit ihrem Token erst im November 2024 live ging. Das Produkt kommt offenbar an.
„Wenn wir es richtig anstellen, stehen wir an der Schwelle eines Zeitalters des Überflusses“
Im Mai hat peaq eine Art Manifest für Machine DeFi veröffentlicht. Dieses erklärt, warum es so wichtig ist, Maschinen zu tokenisieren und auf dezentralen Märkten zu handeln.
„Über Jahrhunderte hinweg haben Maschinen mehr und mehr Aufgaben in der Wertschöpfung und Produktion übernommen. Mit dem Aufstieg von KI und Robotern wird sich dies enorm beschleunigen.“ Darin liegt eine große Herausforderung: „Wie können wir als Menschen weiterhin notwendig bleiben in einer Welt, in der KI und Maschinen mehr und mehr Arbeit übernehmen?“
Wie in jedem technischen Durchbruch liegen darin aber auch enorme Chancen: „Maschinen können vielfach mehr Werte schaffen als Menschen, viel schneller und in deutlich höherer Qualität, ohne Pause. Wenn wir – die Menschheit – es richtig anstellen, stehen wir an der Schwelle eines Zeitalters des Überflusses.“
Wir haben das Schlaraffenland vor unseren Augen – doch wie verhindert man, dass Menschen einfach nur nutzlos werden? Dass zentrale und reiche Akteure und Unternehmen die Maschinen kontrollieren, während der Rest der Welt ins Elend versinkt?
Für peaq liegt die Antwort in einer „Machine DeFi“ – einer dezentralen Finanzwelt für Maschinen. Sie stellt Maschinen als liquide Vermögenswerte dar, die Menschen besitzen und in die sie investieren können.
Man könnte die positive Vision für die Zukunft so beschreiben: Menschen werden zu Investoren, der Besitz an Maschinen-Token zum Grundrecht. Die Zukunft erinnert an den Feudalismus, in denen der Adel davon lebte, Boden und Personal zu besitzen – nur dass nun jeder Mensch zum Adel gehört, und Maschinen die neuen Leibeigenen werden.
Noch rudimentär
Noch ist peaq in vielerlei Hinsicht aber rudimentär. Das beginnt damit, dass die Dokumentation vor allem auf Unternehmen zugeschnitten ist, die peaq verwenden wollen, aber mit Infos über das generelle System oder Anweisungen für einfache User eher geizt.
Es geht damit weiter, dass das Token zwar notwendig ist, um peaq zu benutzen, bisher aber nur auf wenigen eher exotischen zentralen Börsen gehandelt wird. Der Launch auf dezentralen Börsen wird bisher aus regulatorischen Gründen verzögert.
Das Ökosystem der Machine DeFI besteht bisher aus einer einzigen „Machine DEX„, also einer dezentrale Börse für Token für Maschinen, doch auf dieser sind bisher vor allem Stablecoins und peaq-Token zu handeln, mit größtenteils sehr dünner Liquidität.
Dies alles könnte sich aber künftig ändern, wenn die Kooperation mit den Emiraten Früchte trägt. peaq könnte eines der spannendsten deutschen Blockchain-Startups werden – es wird das, was IOTA schon immer sein wollte.