Ein plötzlicher Preissturz von über 15 % bei XRP am 23. Juli hat in der Krypto-Community für Aufsehen gesorgt. Wie aus detaillierten On-Chain-Daten und Orderbuchanalysen hervorgeht, war es vor allem die südkoreanische Börse Upbit, die den Kurssturz ausgelöst hat. Analyst Dom (@traderview2) lieferte auf X (ehemals Twitter) eine Reihe belastbarer Daten, die zeigen: Über 75 Millionen XRP wurden allein auf Upbit in den letzten 24 Stunden aggressiv auf den Markt geworfen – eine Bewegung, die weder auf anderen großen Handelsplätzen noch auf dem Derivatemarkt in dieser Form zu beobachten war.
Orderbuchdaten deuten auf lokale Marktverzerrung hin
Dom analysierte die sogenannten Cumulative Volume Delta (CVD)-Werte über verschiedene Handelsplattformen hinweg. Während Binance, Coinbase, OKX, Bybit, Kraken und Bitstamp lediglich leicht negative oder flache CVD-Linien zeigten, sackte die Linie für Upbit regelrecht ab – auf rund minus 75 Millionen XRP. Diese Entwicklung fiel zeitlich exakt mit dem Rückgang des Spotpreises von XRP von über 3,50 auf rund 3,10 US-Dollar zusammen.
Begleitende Heatmaps der Orderbücher zeigten ein klares Bild: Die Liquidität oberhalb des aktuellen Kurses war ausgedünnt, während Kaufaufträge (Bids) sich knapp unterhalb des Kursniveaus sammelten. Das deutet darauf hin, dass der XRP-Markt zu diesem Zeitpunkt strukturell anfällig war – und eine einzelne, stark fokussierte Verkaufswelle wie jene auf Upbit ausreichte, um den Preis rasant nach unten zu drücken.
Zuvor durch Upbit getriebenes Momentum kehrt sich um
Bemerkenswert: Bereits der vorherige Kursanstieg bei XRP war vorwiegend von Upbit getrieben worden. Am 11. Juli hatte dieselbe Börse mit über 30 Millionen XRP an Marktkäufen den Kurs nach oben getrieben, während andere Handelsplätze wie Coinbase kaum beteiligt waren. Analyst Dom beschrieb die Kursentwicklung daher treffend als „Pump und Dump“, bei dem der gesamte Kurszyklus – vom Aufstieg bis zum Fall – weitgehend auf lokale Nachfrage und anschließenden Verkaufsdruck auf Upbit zurückzuführen ist.
Aktuell richtet sich der Blick vieler Marktteilnehmer auf den Bereich um 3,00 US-Dollar. Laut Dom befinden sich dort größere Kaufzonen, die möglicherweise als Unterstützung fungieren könnten. Sollte dieser Bereich halten, könnte die kurzfristig bullische Struktur von XRP intakt bleiben. Fällt der Kurs jedoch unter diese Marke, droht ein tieferer Rücksetzer mit möglicher Trendwende.
Derivatemarkt verstärkte Kursrutsch zusätzlich
Neben dem Spotmarkt spielte auch der Derivatemarkt eine Rolle beim Preisverfall. Laut Daten von CoinGlass wurden allein bei XRP über 82,8 Millionen US-Dollar an Long-Positionen liquidiert – mehr als bei Bitcoin und nur knapp hinter Ethereum. Insgesamt wurden über 630 Millionen US-Dollar an Longs quer über den Kryptomarkt hinweg zwangsliquidiert. Die daraus resultierenden Verkaufsorders dürften den Preisverfall zusätzlich beschleunigt haben, insbesondere weil Margin Calls in solchen Fällen oft automatisch Verkaufsorders auslösen, die den Abwärtstrend verstärken.
Der jüngste XRP-Crash war kein Ausdruck einer breiten Marktschwäche, sondern ein Beispiel dafür, wie lokalisierte Handelsaktivität auf einer einzigen Börse – in diesem Fall Upbit – den globalen Preis eines großen Assets wie XRP massiv beeinflussen kann. Die Frage ist nun, ob sich der Markt rund um die psychologisch wichtige 3-Dollar-Marke stabilisieren kann – oder ob weitere Abverkäufe folgen.