Am 17. Juni setzte sich der Rückzug von Bitcoin (BTC) fort. Der Kurs fiel im Tagesverlauf um über 4 %, ausgelöst durch neue militärische Spannungen zwischen Israel und Iran. Der Preis rutschte kurzfristig auf ein Tagestief von 103.300 US-Dollar, bevor Käufer wieder in den Markt einstiegen und den Kurs leicht über die Marke von 104.000 US-Dollar hoben.
Altcoins stärker unter Druck: Über 500 Millionen Dollar liquidiert
Besonders heftig traf es die Altcoins. Daten von Coinglass zeigen, dass in den letzten 24 Stunden Positionen im Wert von über 508 Millionen US-Dollar liquidiert wurden. Allein auf Ethereum entfielen davon 167 Millionen US-Dollar.
Ethereum (ETH) selbst verlor 5,58 % und fiel auf 2.471,72 US-Dollar. Auch andere Top-Coins mussten Verluste hinnehmen:
- XRP: –6 % auf 2,16 US-Dollar
- Solana: –5,6 % auf 148,77 US-Dollar
- Cardano (ADA): –5,6 % auf 0,6175 US-Dollar
- BNB (Binance Coin) hielt sich vergleichsweise stabil und verlor lediglich 1,6 %, mit einem Kurs von 647,77 US-Dollar.
Die Zahlen zeigen deutlich: Die Unsicherheit am Markt trifft kleinere Coins meist härter als Bitcoin selbst, da die Liquidität geringer ist und institutionelle Unterstützung fehlt.
Krise im Nahen Osten: Märkte reagieren mit Risikoaversion
Der Auslöser des aktuellen Kursrutsches liegt außerhalb der Kryptobranche. Israel meldete am frühen Morgen des 17. Juni die gezielte Tötung eines ranghohen Kommandeurs der iranischen Revolutionsgarden in Teheran. Dieser Angriff ist Teil einer fünf Tage andauernden Eskalation zwischen Israel und Iran, bei der es bereits zu Drohnenangriffen, Raketenbeschuss und Zivilschutzwarnungen kam.
Die geopolitischen Spannungen verschärfen sich nun auch auf diplomatischer Ebene. US-Präsident Donald Trump veröffentlichte auf X eine scharfe Botschaft: Die USA wüssten, „wo sich Irans oberster Führer versteckt“ und forderten die „UNBEDINGTE KAPITULATION“ Teherans. Diese Aussagen schüren die Angst vor einem größeren regionalen Konflikt mit potenzieller Beteiligung der USA – und sorgen für Verunsicherung an den Finanzmärkten.
In einem solchen Umfeld ziehen sich Investoren häufig aus risikobehafteten Anlagen wie Aktien oder Kryptowährungen zurück. Dies erklärt den parallelen Rückgang von Bitcoin und Altcoins, trotz ihres unterschiedlichen Marktverhaltens.
Bitcoin als neuer Hedge? Analysten sehen Chancen im Portfolio
Trotz des aktuellen Rückgangs bleibt Bitcoin für viele Analysten ein zunehmend attraktiver Teil moderner Portfolios. Daten des Analysehauses Ecoinometrics zeigen: Wer seinem klassischen 60/40-Portfolio (Aktien/Anleihen) einen Anteil von 10 % Bitcoin hinzufügte, konnte in den vergangenen zwölf Monaten eine risikoadjustierte Rendite von 0,80 erzielen – bei einem Gesamtertrag von 14 %.
Zum Vergleich: Dieselbe Portfolioumschichtung in Gold brachte lediglich eine risikoadjustierte Rendite von 0,62 bei einem Gewinn von 12 %.
Auch Strategen von Fidelity Investments, darunter Chris Kuiper und Jurrien Timmer, sehen Bitcoin als zunehmend wertvollen Hedge. Sie argumentieren, dass anhaltende Inflation und politische Unsicherheit die Rolle von Staatsanleihen als Absicherung geschwächt haben. In diesem Umfeld gewinnen knappe digitale Güter wie Bitcoin an Bedeutung.
Kuiper bezeichnet Bitcoin als „Netzwerk-Asset“, dessen Volatilität langfristig oft zugunsten der Halter arbeitet. Timmer ergänzt, dass das weltweite Wachstum der Geldmenge eine steigende Nachfrage nach knappen, nicht-staatlichen Wertspeichern wie Bitcoin zur Folge habe.
Märkte unter Stress – Bitcoin bleibt langfristig attraktiv
Die geopolitische Unsicherheit im Nahen Osten hat den Kryptomarkt stark getroffen. Bitcoin fiel erneut unter 105.000 US-Dollar, doch seine relative Stärke gegenüber Altcoins deutet darauf hin, dass viele Anleger BTC noch immer als sichereren Hafen innerhalb des volatilen Kryptobereichs ansehen.
Gleichzeitig liefern Analysen wie die von Ecoinometrics oder Fidelity Hinweise darauf, dass Bitcoin seinen Platz in professionellen Portfolios weiter festigt. Die kurzfristige Volatilität scheint dem langfristigen Narrativ nicht zu schaden – ganz im Gegenteil: Wer Bitcoin nicht als Spekulationsobjekt, sondern als strategischen Baustein begreift, könnte in Zeiten der Unsicherheit von genau dieser Volatilität profitieren.